Wie die meisten Architekten, die etwas von sich halten, hat er natürlich auch ein Opernhaus in seinem Portfolio. Möglicherweise nicht so bekannt wie das legendäre in Sydney, wo er beim Bau assistiert hat, wenngleich nicht weniger Spektakulär.
Die Rede ist von Henning Larsen – einem der dienstältesten, dänischen Architekten. 50 Jahre lang hat er das Schöne mit dem Funktionellen vereint. Er galt als «Meister des Lichts» und wurde so zu einem der erfolgreichsten dänischen Architekten. Im Juni 2013 starb Henning Larsen mit 87 Jahren in Kopenhagen. Die Direktorin der Architekturschule der «Königliche Dänischen Akademie», Lene Dammand Lund, erklärte in einem Interview «Dänemark hat nicht nur einen international anerkannten Architekten, sondern einen Inspirator und Mentor für viele Generationen dänischer Architekten verloren».
Ein Opernhaus mit Komplikationen
Henning Larsen hat viele Referenzen im Bereich Kulturbauten. Deutschland verdankt ihm die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall (2001). Internationale Aufmerksamkeit erlangte er durch den Bau der Königlichen Oper in Kopen- hagen (2004). Dieses Opernhaus war für Henning Larsen in vielerlei Hinsicht eine harte Nuss. Er hatte die knifflige Aufgabe, eine Oper von Weltruf zu planen, die mit ihrer Akustik und Architektur über Jahrhunderte Beachtung finden sollte. Der Stararchitekt war unglücklich über den Verlauf der Entwicklung, da ihm ins Handwerk «gepfuscht» wurde – und zwar von jenem Mann, der alles finanzierte. Es hagelte weniger charmante Vergleiche – und ausnahmsweise nicht nur von den Medien, sondern auch aus den Fachkreisen. Sowohl das Dach als auch die Glasfront des Opernhauses gerieten ins Schussfeuer des Konfliktes. Um die transparente Fassade von Larsens Modell hat der kompromisslose Bauherr 40 Zentimeter breite Stahlstreifen legen lassen. Damit wurde die Idee Larsens, das kugelige Auditorium wie ein Stück Bernstein durch das Foyer hindurch schimmern zu lassen, völlig zerstört. Er selbst äusserte sich in einem Interview wie folgt dazu: «Wir haben hier einen Kompromiss, der misslungen ist und auch mich traurig macht». Wenn die kleine Meerjungfrau auf der anderen Seite des Hafenbeckens sich drehen könnte, würde sie das teuerste «Geschenk» der dänischen Geschichte erblicken: Kosten des Baus 335 Millionen Euro. Doch die die Zeit heilt alle Wunden und so macht das Opernhaus mit seiner einmaligen Lage gegenüber des Königshauses und mit seinen klaren Konturen, bestehend aus Glas, Kalkstein und Metall grossen Eindruck.
Der letzte Preis
Der internationale Durchbruch gelang dem 1925 in Opsund in Westjütland geborenen und in London sowie Kopenhagen ausgebildeten Architekt Larsen 1979 mit dem Bau des Aussenministeriums im Saudi-Arabischen Riad. Bis ins hohe Alter führte er ein kreatives Büro, das zahlreiche internationale Erfolge verzeichnen konnte. Ein Jahr vor seinem Tod erhielt er den «Praemium Imperial», der als der japanische «Nobelpreis der Kunst» gilt und in der Sparte Architektur mit dem Pritzker-Preis konkurriert. Für das Konzerthaus Harpa in Reykjavik wurden er 2013 mit dem «Mies-van-der-Rohe-Award» aus- gezeichnet. Die Fassade des Konzerthauses entstand in Zusammenarbeit mit dem isländischen Künstler Olafur Eliasson. Eliasson entwarf die spektakuläre Fassade und wie so oft in seinen Arbeiten hat er das Schöne der Natur mit dem technisch raffinierten kombiniert. Die einzelnen Elemente der Glasfassade erinnern an den Querschnitt von Basaltgestein. Durch die Spiegelungen verschmilzt das Gebäude mit seiner Umgebung und die Statik scheint in Frage gestellt zu werden.