Der Mann und seine Stühle
Er ist der Mann hinter dem bekannten «NAP-Stuhl» und sein Namen ist bereits fest verankert in der Welt des Möbeldesigns. 1967 wurde Kasper Salto in Kopenhagen geboren, und dass Fleiss sich auszahlt, kann er als gutes Beispiel statuieren. Seine Entwicklung beschreibt er als eine Mischung aus Glück und dass «er jetzt vielleicht an der Reihe ist», dies nicht zuletzt mittels harte und seriöse Arbeit. Wie viele Möbeldesigner vor ihm hat er ebenfalls eine Lehre als Möbeltischler absolviert, und die handwerkliche Tradition verleugnet sich nicht in seinen Werken.
Die Tatsache, dass das renommierte Unternehmen «Fritz Hansen» vor langer Zeit auf ihn zukam und nicht umgekehrt, gehört noch immer zu den Höhepunkten seines Lebens. Saltos Design beruht auf einer Gründlichkeit, welche den Wunsch erzeugt, ein Produkt zu gestalten, das produziert und natürlich gebraucht werden kann. Durch diese Zielsetzung nach dem menschlichen Bedürfnis hat Salto Stühle realisieren lassen, die sowohl den körperlichen Bedarf sowie unseren ästhetischen Sinn erfreut.
Nord59 sprach mit dem Dänischen Designer über seine Affinität zur Stühle.
Nord59: Gibt es ein Möbelstück, welches Sie gerne entwickelt hätten, das aber leider von einer anderen Person designt wurde?
Kasper Salto: Vielleicht der PK9 von Poul Kjærholm…
Obwohl Sie sowohl Lampen, Sofas, Tische als auch Stühle entwickeln, scheint es mir, Sie hätten eine besondere Affinität zu Stühlen?
Ja, Stühle haben mich immer besonders interessiert aufgrund der menschlichen Statur und den vielen Anforderungen, den ein Stuhl erfüllen sollte. Im Vergleich zu einem Tisch gibt es sehr viele Möglichkeiten, einen Stuhl zu formen. Das Schwierige an einem Stuhl ist es, die Kombination von Ergonomie, Stärke, aber auch Leichtigkeit unter einen Hut zu bringen.
Welche von Ihren Möbelstücken sind Ihrer Meinung nach am besten gelungen?
Schwierig zu beantworten, denn es ist wie Eltern mit ihren Kindern – es ist sehr schwer, eines hervorzuheben oder als das beste zu bezeichnen. Dennoch würde ich den «Ice» oder den «NAP» für Fritz Hansen zu meinen Favoriten zählen.
Über den NAP-Stuhl ist vieles geschrieben worden. Was ist das Besondere an diesen Stuhl und gibt es möglicherweise etwas, was noch nicht darüber gesagt oder geschrieben wurde?
Das Spezielle am NAP-Stuhl ist sicherlich die Kombination von «alten Werten» im Hinblick auf die Funktionalität kombiniert mit einem hochtechnologischen Prozess bei der Herstellung. Und letztendlich der glückliche Aspekt, dass der Stuhl «etwas an sich hat», was den Menschen gefällt.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, diesen Stuhl ein zweites Mal zu zeichnen, würden Sie heute etwas daran ändern?
Nein, nicht unmittelbar, aber ich hätte gerne weitere Modelle zu der «NAP»-Serie hinzugefügt.
Wie viel Zeit benötigen Sie, um einen Stuhl zu entwickeln, und welche Schaffensphase erfordert besonders viel Zeit?
Es kommt darauf an, wozu der Stuhl benutzt werden soll. Es hat vier Jahre gedauert, den «Ice» für Fritz Hansen zu entwickeln – vom Briefing bis zum Zeitpunkt, als er auf der Orgatech-Messe in Köln stand. Ich würde behaupten, dass die erste Phase mit Research und Analyse vom Konzept die längste ist –zumindest sollte es so sein. Ferner nimmt die Testphase des Stuhls, in welcher die Stärke, die Materialien und die Ergonomie geprüft werden, sehr viel Zeit in Anspruch.
Wie hat die Zusammenarbeit mit Fritz Hansen begonnen? Und wie hat diese Ihre Entwicklung beeinflusst?
Ich habe Bjørn Stegger 1997 auf einer Ausstellung im Kunstindustriemuseum getroffen. Er war begeistert von meinem «Runner»-Stuhl und wollte sehr gerne ein Treffen bezüglich des zukünftigen Fritz-Hansen-Stuhls – des 2003 produzierten «Ice»-Stuhls.
Welche Gesichtspunkte sind besonders wichtig bei der Entwicklung eines Stuhls?
Vor allem der Verwendungszweck des Stuhls ist sehr wichtig! Ferner die Statik und Konstruktion, das Material, die Tragfähigkeit, die Produktionsmethoden, die Ergonomie, die Ökonomie sowie das Marketing.
Sie und Thomas Sigsgaard haben damals den Design-Wettbewerb für die Einrichtung der UNO-Gebäude in New York gewonnen. Welche Bedeutung hat dieser Preis für Sie gehabt?
Es ist für uns eine Ehre, dass man uns damals ausgewählt hat, und wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut. Definitiv ist es eine sehr gute «Visitenkarte», die selbst entwickelten Möbel im UNO-Gebäude in New York stehen zu haben.
Woher bekommen Sie Ihre Inspirationen?
Ich abstrahiere, um gerade nicht inspiriert zu werden. Es ist sehr wichtig zu abstrahieren, um sich nicht von etwas schon Vorhandenem verführen zu lassen. Der Entstehungsprozess eines Möbelstücks sollte offen gehalten werden, und das für alle relevanten Punkte durch das ganze Projekt hindurch. Es hat einen analytischen Ansatz.
Dänemark ist als das Design-Land bekannt. Woher kommt Ihrer Meinung nach diese Entwicklung?
Diese Entwicklung kommt von den vielen guten Produzenten in einer demokratischen Zusammenarbeit, beziehungsweise von den Dialogen mit phantastischen und interessierten Architekten und Designern. Dieser Mix hat die Entwicklung Dänemarks als Design-Nation stark hervorgehoben.
Gibt es ein Möbelstück, welches Sie als nutzlos bezeichnen würden?
Der traditionelle Couchtisch könnte einen «pimp-up» benötigen, denn es sind sehr viele Couchtische entwickelt worden, die nicht wirklich relevant waren.
Was ist Ihre Meinung zu IKEA?
Kein Kommentar (lacht).
Was fehlt uns in der «Möbel-Welt»?
Neues Denken und relevante Möbel, die den Bedürfnissen der Menschen entsprechen.
Was habe ich vergessen, Sie zu fragen?
Hmmmmm? Ich glaube nichts…