Wie in einem Film aus vergangenen Zeiten erlebt man mit dem «Eastern & Oriental Express» den nostalgischen Charme des Zugreisens.
Es ist nicht das Gleis neundreiviertel des «Hogwarts Express» von Harry Potter. Doch auch dieses Gleis versprüht einen mystischen Reiz, denn nur wer den magischen Zugang kennt, weiss um seine Existenz. Harry Potter ging durch die Schleuse und wurde von der Säule verschluckt, bevor er im «Hogwarts Express» landete. Die Schleuse an der «Woodland Station» in Singapur ist nicht ganz so spektakulär, wenngleich der Zug nicht weniger eindrucksvoll ist. Von hier aus verkehrt der legendäre «Eastern&Oriental Express». Der Luxuszug ist längst eine Legende – obwohl Agatha Christie im «E & O» keine Morde aufklären musste. Dieser Zug ist die Schöpfung des eisenbahnverliebten James B. Sherwood. 1977 ersteigerte der Unternehmer Sherwood die Original-Waggons des Orient-Express, die er in den folgenden vier Jahren als «Venice-Simplon-Orient-Express» zu neuem Leben erweckte. Wie sein europäisches Vorbild ist auch der «E&O» ein Zug der Sonderklasse mit dem Charme vergangener Zeiten. Auf der Reise «Fables of Peninsula» erlebt man zwar keinen Mord , dafür aber 2000Kilometer authentisches Asien zwischen Singapur und Bangkok.
Reise in die Vergangenheit
Wie auf einer Klassenfahrt verteilen sich die Reisenden in ihren Waggons und den gebuchten Kabinen. Ob «Pullmann-Abteil», «State-Abteil» oder «Presidential-Suite» – hier muss man auf nichts verzichten. Mit den Geräuschen der Schienen und der Kulisse vor dem Fenster fühlt man sich wie auf einer Zeitreise. Hier ist der Weg das Ziel, denn beim «E&O» lautet das Motto: «Reisen, nicht rasen».
Vom offenen Observatorium-Deck am Ende des Zuges erlebt man Landschaftsszenarien aus nächster Nähe. Warnend steht über das offene Fenster: «Do not lean out.» Einen Ratschlag, den man befolgen sollte, denn die peitschenden Lianen oder knackenden Äste, die gegen das Metalldach des 22 Waggons langen Luxuszugs schlägt, kann jemanden ohne Weiteres um eine Nasenlänge kürzen. Der Australier Steven hat mit seiner Mutter diese Reise angetreten, und bereits nach kurzer Zeit gehört er zum festen Bestandteil der Aussichtsplattform. Mit Füssen wie Charlie Chaplin und der Jacke eines Matrosen winkt er freudig den Kindern zu, die kreischend hinter dem Zug herlaufen.
Wir fahren an kleinen Häusern vorbei, die so nah an den Schienen gelegen sind, dass man vom Zug aus die Wäsche von der Leine nehmen könnte. An den Bahnübergängen reihen sich die Ochsenkarren, Mopeds und Fahrräder, die meist nicht nur einen Fahrer haben, sondern etliche Beifahrer dazu. Winkend und hupend warten die Einheimische darauf, dass der 500Meter lange Orient- Express passiert und die imaginäre Schranke aufgeht. Stevens Mutter geniesst währenddessen ihre E-Zigarette, und nach etlichen Dörfern und noch mehr Palmenplantagen ruft sie Steven zu: «Eine halbe Stunde noch, und dann müssen wir uns fürs Dinner parat machen.»
Gebratene Tiger King Prawn begleitet von Mango- und Citrus-Salat
Yannis Martineau ist Chef de Cuisine im «E & O». Der Franzose und sein zehnköpfiges Team zaubern in den 12 m2 Haute-Cuisine-Küche euro-asiatische Fusionsküche mit frischen Landesprodukten. Die aussergewöhnlichen Arbeitsbedingungen setzen Martineau keine Grenzen. Er liebt Herausforderungen. «Es ist wie Schlittschuh laufen. Man muss die Kür einige Male üben, bevor die Ausführung stimmt», erzählt er.
Viele vermuten, die Köche schneiden sich stets in den Finger aufgrund der Unebenheiten der Gleise, erzählt Yannis, doch das kochende Wasser ist die grössere Gefahrenzone. Aber auch hier kennt er Tricks, um grössere Desaster zu vermeiden. Die grösste Herausforderung stellt für Yannis Martineau und sein Team die Logistik dar. Die Menüs müssen präzise und weit im Voraus geplant werden. Aufgrund der reduzierten Kühl-, Lagerung- sowie Einkaufsmöglichkeiten sind spontane Änderungen schwierig oder zum Teil gar unmöglich. Daher wird Fisch und Fleisch zu Beginn der Reise eingekauft, während unterwegs bei ausgewählten Händlern frisches Obst und Gemüse eingekauft werden kann. Martineau hat bei Paul Bocuse gelernt, für den französischen Staatspräsidenten Mitterrand gekocht und auf der ganzen Welt seinen Kochlöffel geschwungen. Doch wenn man ihm reden hört, spürt man eine Leidenschaft, die sagt: Im «E&O» hat er seinen gastronomischen Traum gefunden.
Übrigens: Falls man laut rufend «Hold your Glasses» hört, wird empfohlen, diesen Anweisungen des Restaurantpersonals Folge zu leisten. Tiere, die Gleise passieren, wissen meist nicht, dass man hier nicht stehen bleiben sollte, und somit kommt es gelegentlich zu einem «Emergency Break». Der General Manager beim «E&O», Nicolas Pillet, verrät uns, dass die Gläser eigens für den Zug hergestellt wurden. Mit einem schwereren Fuss und einem optimalen Schwerpunkt soll einen Malheur am Tisch aufgrund von holperigen Gleisen somit reduziert werden.
Durch die Nacht Richtung Kuala Lumpur
Die erste Nacht im Zug ist unter Umständen für alle Reisenden gewöhnungsbedürftig, aber das ist schnell vergessen, wenn am Morgen der «E & O» in Kuala Lumpur einfährt. Die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich an der Jalousie vorbei in die dunklen Kabinen, und bevor es auf eine Entdeckungsreise in der Millionen-Metropole geht, wartet das Frühstück. Pünktlich um 7.00Uhr klopft der immer freundliche Butler Woody an die Kabinentür. In den Händen: Tee in Silberkännchen, Toast mit Lachs und Omelett sowie frische exotische Früchte.
Die Hauptstadt Kuala Lumpur gilt als ökonomisches, kulturelles und administratives Zentrum von Malaysia und als ein Schmelztiegel verschiedener Volksgruppen, Religionen und Kulturen. Das Stadtbild ist sowohl von islamischen Moscheen als auch von christlichen Kirchtürmen und indischen Tempeln geprägt. Doch bekannt sind auch die geschichtsträchtigen Bauwerke und Hochhäuser, die den Fortschritt Kuala Lumpurs widerspiegeln. Das Wahrzeichen der Stadt sind die 452Meter hohen «Petronas-Towers», die einige Jahre als die höchsten Gebäude der Welt galten. Ein Besuch des «Pudu Wet Market» macht jedoch deutlich, dass ein grosser Teil der Bevölkerung trotz der rasanten Modernisierung sehr mit den lokalen Traditionen verbunden ist. Auf dem grössten Markt in der Hauptstadt werden seit 1870 frisches Obst, Gemüse, Garnelen, Red Snapper und Fleisch sowie Innereien verkauft. Die lauten Rufe der Händler, die dichten Menschenmassen sowie der strenge Geruch vermitteln das Gefühl, in einem Hexenkessel zu sein. Doch gerade diesen Mix von Tradition und Moderne macht Kuala Lumpur so einzigartig.
Der Zauber der grünen Blätter
Wer etwas Abkühlung von Malaysias heissen Temperaturen benötigt, der ist in den Cameron Highlands bestens aufgehoben. Nicht nur für Ausland-Touristen sind die Highlands ein begehrtes Reiseziel, sondern auch für die Grossstädter aus dem feucht-heissen Flachland. Weg von der Klimaanlage und rein in den Pullover, denn hier herrschen andere Temperaturen. Doch nicht nur für die Menschen sind diese klimatischen Bedingungen wohltuend. Dicht an dicht reihen sich die grünen Sträucher, egal in welche Richtung man schaut, denn der «Garten Malaysia» ist ebenso ein exzellentes Anbaugebiet für Tee. Mit optimalen Temperaturen, ausreichend Niederschlägen, guter Höhenlage, langer Sonnenscheindauer und einem gut bewässerten sauren Boden werden die besten Voraussetzungen für die Erzeugung eines perfekten Hochlandtees erfüllt. Diese naturgegebenen Idealbedingungen wurden 1929 vom englischen Pionier J. A. Russel erkannt. Er erwarb in den Highlands ein kleines Stück Land und gründete die erste Hochland-Teeplantage des Landes und nannte sie «BOH», welche die Kurzform für «Best of Highlands» ist. Aus Bangladesch, Indien, Nepal – um nur einige Länder zu nennen – kommen die Arbeiter her. Bis zu zehn Jahren können sie bleiben, dann müssen sie zurück in ihre Heimat. Mit schweren Körben auf dem Rücken sind die Arbeiter grossen Anstrengungen unterworfen, denn die Pflanzen sind eng gebaut, und die Hügel sind steil und hoch. Die Ernte erfolgt hauptsächlich maschinell oder mit einer speziellen Schere. Der Verdienst erfolgt pro gepflücktes Kilogramm. Eine Besonderheit der «BOH» ist, dass der Tee selbst hergestellt, verarbeitet, verpackt sowie vermarktet wird – ein wahres Qualitätsmerkmal!
Die schönste Attraktion
Nach einem spannenden Tag abseits des malaysischen Schienennetzes geht es wieder zurück zum Bahnhof, wo der «E&O» auf uns wartet. Die Gäste schätzen die Ausflüge sehr, aber es herrscht auch eine unverkennbare Freude, als wir am Bahnhof ankommen. Denn die schönste Attraktion ist trotz allem der Zug selbst. Der lindgrüne Express steht in der Warteposition für die nächsten Etappen Richtung Penang, Huay Yang und schliesslich Bangkok. Der Weg ist das Ziel und der Zug der persönliche Begleiter. Mittlerweile klingt das Geräusch des Zuges in der Nacht wie ein Schlaflied; «La Le Lu, nur der Mann im Mond schaut zu…», und die Distanz von Waggon 1 bis zum Observatorium-Deck ist mittlerweile auch mit Stöckelschuhen zurückzulegen. Am letzten Abend geniesst man die letzten Eindrücke vom Observatorium-Deck aus, bevor es Zeit wird für die Abendgarderobe und das Abschiedsdinner. Steven erscheint wieder adrett im Smoking, und ich vermute, für ihn war es höchstwahrscheinlich auch nicht die letzte Reise mit dem «E & O».
Anbieter: RTC-Rose Travel Consulting
Der «Boutique-Anbieter» Rose Travel Consulting steht für «Reisen mit Horizont». Einen der Schwerpunkte bei RTV sind unter anderem die touristisch unberührten Länder Asiens. RTC bietet ein Gesamt- paket für die Reise «Fables of Peninsula» inklusive die internationalen Flüge mit Thai Airways in Economy-Class, alle Transfers in Singapur und Bangkok, 2 Nächte im Mandarin Oriental Bangkok und 1 Tag Sightseeing in Bangkok mit privatem Guide.
www.rosetravel.de